Über den Schmerz .. deine Tochter zu sein

Heute hätte meine Mama auch Geburtstag gehabt, ihren 70. Seit vielen Jahren ist sie nicht mehr. Viel zu jung ist sie gestorben. 

Lange musste ich suchen, bis ich dieses Foto fand. Es gibt kaum Fotos von uns beiden. In meinen ersten beiden Lebensjahren, gibt es einige wenige. Es war damals nicht so üblich, dass man zahlreich fotografiert. Als ich ungefähr zwei Jahre alt war hat man mit dem Fotografieren anscheinend aufgehört. In etwa zeitgleich als meine Eltern begannen Probleme mit sich zu haben. Obwohl später noch mein Bruder geboren wurde, das Glück ihrer Liebe kam mit seiner Geburt nicht zurück.

Das Unglück ihrer Ehe schrieb sie irgendwann mir zu. Ohne mich hätte sie damals nicht geheiratet. Ohne Ehe wäre sie nicht unglücklich geworden. Ohne Unglück keine Krankheit. Mag sein, dass ihre unglückliche Ehe, ihre spitzen Anspielungen und subtilen Schuldzuweisungen dazu beitrugen, dass wir einander irgendwann losgelassen haben. Im Loslassen (vielleicht) einen (vermeintlichen) Graben aufgerissen haben, zwischen uns.

Ich war noch Kind. Meine Mutter und ich, wir hatten kein  besonderes Verhältnis, vielmehr - wir hatten nicht mal ein Verhältnis. Da war einfach nichts. In unbedachten Momenten war ich auch gekränkt ob ihrer Aussagen. Vermutlich auch sie von mir.

Eine Astrologin sagte mir viele Jahre später, ich sei ein Kuckuckskind, zufällig reingeplumpst in die Konstellation dieser Eltern. Dies schien mir plausibel und ich habe diese Erklärung für mich übernommen. Glaubte zu verstehen, war mit der Situation in Frieden. Über sehr viele Jahre.

Dennoch. Meine Mutter tauchte mir immer wieder auf: als Verletzung meines inneren Kindes. Als die vermisste Liebe. Als die fehlende Umarmung. Als das fehlende Dasein. Als die Mutter, die sie mir nicht sein konnte. Als die Mutter nach der ich mich sehnte. Als die Enttäuschung dessen was ich im Leben erlebte. Als das Loslassen des Bildes "der Mutter" wie ich es mir wohl vorgestellt hatte.  Auf der Suche nach "Heilung" begann ich ihrer Spur zu folgen. Der Spur meines Herzens und der ihres Herzens auch.

Dabei durfte ich entdeckten, unsere Beziehung ist nicht spurlos. Da war eine Bestimmung unserer Seelen.

Da war eine tiefe Verbindung zu uns und wir reichten uns die Geschichten des Lebens als Bühne des Erfahrens. Da ist nichts, außer Liebe. All das was im Alltäglichen gelebt und gesagt wurde, was passiert ist - es ist eine Kreation auf menschlicher Ebene gewesen. Allesamt haben wir es nicht besser gewusst, gekonnt, verstanden und gelebt. 

Doch Liebe ist. Seelen sind einander immer und nur in Liebe zugetan.

Ich spüre (wieder) die Liebe unserer Seelen. Es braucht keine Vergebung, kein aktives Zutun (mehr). Ein einfaches sich (wieder)Öffnen der Liebe ist ausREICHend und ich erlaube mir die Liebe zu fühlen hin zu ihr, und weiter in meiner weiblichen Ahnenlinie. Ich bin dankbar für dieses Geschenk und den Segen, welches mir meine weise Seele ermöglicht und meinem Herzen, dass es stets bereits ist, die Türen zu öffnen - mit einem einfachen JA.

Warum ich Euch das erzähle, so persönliches? Ganz einfach. Ich möchte euch Inspiration sein, denn es gibt im Leben immer die Möglichkeit für noch me(e)hr Glück, noch me(e)hr Liebe. Weg und Gelegenheit, "noch freier zu werden" von alledem was uns bindet, und in dieser Freiheit tauchen wir ein in die Liebe und schöpfen aus ihr für unser Leben. Es braucht nur dieses "JA, ich will" im Augenblick des Jetzt und ein Lösen aus den Kreationen des Verstandes.

Und als Kuckuckskind fühle ich mich heute nicht mehr. Ich fühle mich geliebt, von meiner Mutter. Auch von  meiner Großmutter. Auch von meinem Vater - aber das sind andere Lebensgeschichten.