45 plus: Mehr als nur Wechseljahre

Petra Kiedaisch ist nicht nur erfolgreiche Verlegerin eines internationalen Fachverlags für Architektur und Design, sondern auch Autorin eines bemerkenswerten Ratgebers.

 

Mit 58 Jahren hat sie ein Buch geschrieben, das sich mit einer oft übersehenen Lebensphase beschäftigt: der "zweiten Pubertät" zwischen 45 und 65 Jahren.

Wenn das Leben plötzlich nicht mehr funktioniert

Petra Kiedaisch kam zu ihrem Buchprojekt durch eine persönliche Krise. "Ich war zum ersten Mal in meinem Leben an einem Bruch", erzählt sie. Nach jahrzehntelanger Routine brachen plötzlich alle Gewissheiten weg: Ein Bandscheibenvorfall machte ihr bewusst, dass der Körper nicht mehr uneingeschränkt funktioniert. Die Wechseljahre kündigten sich an, und gleichzeitig wurden beide Eltern zu Pflegefällen.

 

Diese Erfahrung teilte sie mit vielen Frauen und Männern in ihrem Umfeld. "Es hat geächtzt, es hat gekracht in Beziehungen, bei beruflichen Werdegängen", berichtet sie. Aus dieser Beobachtung entstand ihr Ratgeber "45 plus - ein Ratgeber für die zweite Pubertät".

Die Parallelen zwischen erster und zweiter Pubertät

Der Begriff "zweite Pubertät" ist bewusst gewählt. Kiedaisch identifiziert drei wesentliche Parallelen zwischen der Jugend und der Lebensmitte:

 

Beide Phasen sind Zäsuren: Während in der ersten Pubertät der Sprung vom Kind zum jungen Erwachsenen stattfindet, vollzieht sich in der zweiten der Übergang vom jungen zum mittelalten Erwachsenen.

 

Hormonelle Umbrüche: In der Jugend kommen die Hormone und stellen alles auf den Kopf. In der Lebensmitte verlassen sie uns wieder - bei Frauen stärker und früher, bei Männern langsamer und später.

 

Identitätsfragen: Die existenziellen Fragen kehren zurück: Wer bin ich? Wo stehe ich? Bin ich da angekommen, wo ich wollte? Bin ich zufrieden mit Partner, Leben und Beruf?

Ein Buch für Frauen und Männer

Anders als viele andere Ratgeber richtet sich Kiedaischs Werk bewusst an Frauen und Männer gleichermaßen. "Die stellen sich diese Fragen ganz genauso", erklärt sie. Bei Männern werde es oft als Burnout oder Midlife-Crisis bezeichnet, aber die Herausforderungen seien ähnlich.

 

Die Medizin entdeckt zunehmend auch die "Andropause" - das männliche Pendant zur Menopause. Potenzprobleme, Veränderungen im sexuellen Verhalten und die Lust gehören dazu. "Männer sind zwischen 50 und 60 die vulnerablere Gruppe", warnt auch der Internist in ihrem Buch.

Expertenwissen für den Alltag

Kiedaisch hat für ihr Buch acht Experten gewonnen, die verschiedene Lebensbereiche abdecken. Drei große Themenkomplexe kristallisierten sich heraus:

 

Mentale und körperliche Gesundheit: Ein Philosophie-Professor, eine Psychologin, eine Ernährungsmedizinerin, ein Arzt und sogar ein Pfarrer für Resilienzfragen bringen ihre Expertise ein.

Praktische Alltagsfragen: Juristen für Erb- und Vorsorgerecht, ein Finanzprofessor für Altersvorsorge und ein Pflegeexperte für die Betreuung der Eltern.

 

Verständlichkeit: Alle Autoren wurden gebrieft, unterhaltsam und zugänglich zu schreiben, mit Checklisten am Ende jedes Kapitels.

Das Privileg unserer Generation

"Alles, was wir gerade besprechen, ist ein riesiges Privileg", betont Kiedaisch. Unsere Mütter und Großmütter hatten noch gesellschaftliche Tabus zu bewältigen. Sie durften nicht über Scheitern, Verzweiflung oder Scheidung sprechen.

Die heutige Generation der 45- bis 65-Jährigen ist die erste, die sich bewusste Lebensgestaltung leisten kann. "Wir Boomer und Xer sind die erste Generation, die sich das überhaupt erlauben kann", sagt Kiedaisch.

 

Zwei Leben statt einem

Ein weiterer entscheidender Faktor: Die Lebenserwartung. "Wir können 90 werden im Schnitt", erklärt Kiedaisch. Während frühere Generationen eine U-Kurve im Leben hatten (Karriere, Familie, Rente), haben wir "zweimal U" - einen zweiten Lebenslauf von 30 bis 40 Jahren.

Diese Erkenntnis eröffnet völlig neue Möglichkeiten. "Wir haben noch tolle Dinge vor uns", ermutigt die Autorin. "Wir müssen nur die Ehrlichkeit haben, mit uns selbst ins Gericht zu gehen."

Der Weg zum zweiten U

Wie gestaltet man diesen zweiten Lebensabschnitt? Kiedaisch empfiehlt eine systematische Herangehensweise:

 

Rückschau und Selbsterkenntnis: Bevor man voranschreitet, muss man verstehen, was einen geprägt hat. Auch Fehlentscheidungen gehören dazu und müssen akzeptiert werden.

 

Ehrliche Inventur: Wie bei einer Betriebsinventur sollte man für sich allein feststellen: Was passiert in meinem Herz, meinem Kopf, mit meinem Körper? Auch die Partnerschaft gehört auf den Prüfstand.

 

Weggabelungen erkennen: Jetzt können noch Korrekturen vorgenommen werden. "Verbittert und einsam alt zu werden wollen wir nicht."

Die Kraft der Unsichtbaren

Ein wichtiges Thema ist die gefühlte Unsichtbarkeit der Generation 45+. Kiedaisch beobachtet jedoch eine Trendwende: In der Literatur, in Hollywood-Serien und durch Bewegungen wie "Wir sind neun Millionen" werden diese Frauen wieder sichtbar.

 

"Ein Drittel der deutschen Bevölkerung gehört zu uns", betont sie. "Demografisch kommt niemand mehr an uns vorbei." Diese Macht sollte produktiv genutzt werden - nicht kämpferisch, sondern als Expertise für die jüngeren Generationen.

Fazit: Ein Werkzeugkoffer für die Lebensmitte


Für wen ist  „Ich geh mal deine Gefühle fühlen“ ein wichtiges Buch?

Petra Kiedaischs Buch ist ein sachlicher, wissenschaftlich fundierter Ratgeber ohne reißerische Aufmachung. Es funktioniert als "Werkzeugkoffer", aus dem sich jeder das Passende heraussuchen kann.

Die zentrale Botschaft: Die Jahre zwischen 45 und 65 sind nicht der Beginn des Endes, sondern der Start eines neuen Lebensabschnitts voller Möglichkeiten. "Es ist eigentlich in unserer Natur hinterlegt", erklärt Kiedaisch. Die zweite Pubertät ist keine "spinnerte Zeit", sondern eine natürliche Entwicklungsphase, die bewusst gestaltet werden kann.

"45 plus - ein Ratgeber für die zweite Pubertät" ist im Hirtzel Verlag erschienen und richtet sich an alle, die ihre Lebensmitte bewusst angehen möchten.

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Highlights unseres Gesprächs

  • Warum die Lebensmitte oft leise beginnt und plötzlich alles in Frage stellt
  • Was die „Zweite Pubertät“ mit Identität, Hormonen und Lebenssinn zu tun hat
  • Wie Männer und Frauen unterschiedlich mit dem Älterwerden umgehen
  • Welche Themen in der zweiten Lebenshälfte besonders wichtig werden: von Gesundheit über Finanzen bis Spiritualität
  • Warum es Mut braucht, alte Rollenbilder zu hinterfragen  und neue Wege zu gehen

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Das Buch/die Leseprobe

 


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Daniela Hutter

schreibt, bloggt und hält Seminare zum Thema bewusste Lebensführung. Es ist ihre Passion, alte Tradition mit zeitgemässer Spiritualität zu verbinden. Mit Menschen zu sein bereitet ihr Freude und deshalb bietet sie auch persönliche Coachings an.

 

Als Autorin schreibt Daniela Hutter für verschiedene Zeitschriften. Aktuell arbeitet sie an ihrem nächsten Buch. Bereits erschienen sind die Bücher „Lass deine Träume wahr werden“ (2013) und „Den Tag mit Engeln beginnen“ (2008), „Mach dein Leben hell“ (2015), "Das Yin-Prinzip" (August 2016) sowie das Kartenset „Energien der neuen Zeit“ (2013) und "Karten der Weiblichkeit" (2017).

 

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Impulsgeberin für moderne Frauen

Daniela Hutter weiß was Frauen beschäftigt und kennt die zahlreichen Herausforderungen und Hürden, die das Leben lehrt und der Alltag bietet. Fernab von Dogmen und klassischem Feminismus ermutigt sie in ihrer Arbeit vor allem Frauen in Kontakt mit ihrem wahren FrauSein zu kommen und mutig den eigenen Weg zu gehen. Sie weist den Weg in das Innere und erinnert zugleich daran, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen.



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