People Pleasing erkennen und überwinden. Interview mit Sophie Lauenroth

Wenn Gefallen zur Falle wird.

Wir haben gesprochen. Über Gefühle. Über das Funktionieren. Und über das, was Frauen so oft tun – sich selbst vergessen, um für andere da zu sein. Sophie Lauenroth war zu Gast im Yin Magazin. Psychologin, Autorin, Mutter. Und jemand, der selbst lange genau in diesen Mustern gefangen war. In unserem Gespräch wurde schnell klar: Das, was sie in ihrem Buch „Ich geh mal meine Gefühle fühlen“ beschreibt, betrifft viele von uns.

Sophie erzählt in Ihrem neuen Buch "Ich geh mal meine Gefühle fühlen" von Melanie, einer Frau, die sich nach einer Trennung allein auf den Weg macht, raus aus dem alten Leben, rein in das, was wirklich zählt. Kein klassischer Ratgeber. Keine erhobenen Zeigefinger. Sondern eine Geschichte, die berührt, weil sie wahr klingt. Und weil so viele sich darin wiederfinden.

 

People Pleasing beschreibt das ständige Anpassen, das „Ja sagen“, obwohl man Nein fühlt und ist dabei nicht nur ein Randthema, sondern der Kern. Und plötzlich zeigt sich: Dahinter steckt nicht Nettigkeit. Sondern Angst. Und die Sehnsucht, endlich gesehen zu werden.

 

Was es bedeutet, sich selbst zurückzuholen, darüber haben wir gesprochen. Und darüber schreibe ich heute.

Vom Ja-Sagen, das uns selbst zum Verstummen bringt

People Pleasing ist kein Charakterfehler, sondern ein erlerntes Überlebensmuster. Die Angst vor Ablehnung, die Sehnsucht nach Harmonie, das Bedürfnis, gebraucht zu werden,  all das steckt dahinter. Wer ständig versucht, es allen recht zu machen, verliert irgendwann den Zugang zu sich selbst. Die eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Impulse: verdrängt, weggelächelt, geopfert.

 

Sophie Lauenroth beschreibt im Buch wie auch im Gespräch, wie tief dieses Verhalten in vielen Frauen verankert ist. Nicht aus Schwäche, sondern weil wir es früh gelernt haben. Mädchen sollen brav sein. Angepasst. Nett. Nicht zu laut. Nicht zu viel. Und so nehmen viele Frauen noch Jahrzehnte später Rücksicht, dies auf Kosten ihrer eigenen Wahrheit.

Die Stimme in uns, die längst weiß

n der Geschichte begegnet Melanie einem Mädchen namens Lola. Lola ist sieben. Und weise. Nicht besserwisserisch sondern klar. Direkt. Und irgendwie magisch. Sie fragt nicht um Erlaubnis, sondern spricht einfach aus, was ist. Sätze, die tiefer gehen als viele Coachingsitzungen. „Du kannst dich darüber ärgern, dass die Rose sticht. Oder dich freuen, dass sie blüht.“  Ein Satz, den man im ersten Moment belächeln könnte. Und dann trifft er mitten ins Herz.

 

Lola steht sinnbildlich für das, was wir verloren haben: die Verbindung zum inneren Kind, zu unserer eigenen Intuition. Zu der leisen Stimme in uns, die längst weiß, was richtig wäre, aber so oft übertönt wird vom Verstand, von Erwartungen, von Prägung.

 

Im Gespräch mit Lola beginnt Melanie wieder zu spüren, was ihr eigentlich guttut. Dass sie nicht immer stark, nett oder vernünftig sein muss. Dass sie Dinge tun darf, die nur ihr selbst Freude machen. Seifenblasen pusten zum Beispiel. Oder einen Baum hochklettern, auch wenn man „dafür zu alt“ ist. Lola stellt keine Regeln auf. Sie lebt einfach. Und dadurch erinnert sie Melanie an das, was auch in ihr einmal war: Neugier. Spielfreude. Vertrauen.

 

Besonders berührend: Lola bringt Melanie zum ersten Mal seit Langem dazu, über sich selbst zu sprechen. Über ihre Kindheit. Über Sätze, die sich eingebrannt haben, wie „Nimm dich nicht so wichtig“. Über das Gefühl, falsch zu sein, wenn man sensibel ist. Lola hört zu. Nicht als Therapeutin. Sondern als jemand, der einfach da ist. Der nichts will, nichts erwartet. Und genau darin liegt die Heilung.

 

Diese Begegnung, so märchenhaft sie anmutet, fühlt sich wahr an. Weil viele von uns genau das brauchen: nicht mehr Informationen, sondern Erinnerung. An das, was wir tief in uns längst wissen. Und was vielleicht nur einen Moment der Stille braucht, um wieder hörbar zu werden.

Warum gerade Frauen betroffen sind

People Pleasing ist kein Zufall. Es ist das Ergebnis von Erziehung, Gesellschaft und überlieferten Rollenbildern. Und ja:  es betrifft vor allem Frauen. Nicht, weil sie schwächer sind. Sondern weil sie von klein auf lernen, dass ihr Wert an Zustimmung geknüpft ist.

  • Mädchen sollen nett sein, brav, verständnisvoll. Sie sollen Rücksicht nehmen, sich anpassen, nicht zu laut, nicht zu wild, nicht zu viel sein.
  • Jungen hingegen werden oft dazu ermutigt, ihre Meinung zu sagen, sich durchzusetzen, unabhängig zu handeln. Zwei unterschiedliche Prägungen... mit tiefen Folgen.

Viele Frauen berichten in Coachings und Gesprächen dasselbe: Sie haben gelernt, Verantwortung für die Gefühle anderer zu übernehmen. Nicht enttäuschen. Nicht stören. Immer freundlich bleiben. Und so entsteht schon früh ein Muster, das sich durchzieht durch Schulzeit, Beziehungen, Freundschaften, Familie, Beruf.

 

Der Satz „Ich will doch nur, dass es allen gut geht“ klingt auf den ersten Blick liebevoll. Doch oft bedeutet er: Ich stelle mich selbst zurück, damit niemand unzufrieden mit mir ist.

 

Sophie Lauenroth spricht im Interview offen darüber, wie sehr sie selbst dieses Muster gelebt hat  und wie schwer es war, sich daraus zu lösen. Denn People Pleasing ist mehr als ein Verhalten. Es wird zur Identität. Man ist die, auf die man sich verlassen kann. Die, die hilft. Die, die funktioniert. Und der Preis dafür? Chronische Erschöpfung. Selbstzweifel. Und das dumpfe Gefühl, dass man sein eigenes Leben irgendwie verpasst.

 

Es braucht Mut, dieses Muster zu durchbrechen. Und es braucht Bewusstsein. Denn solange wir glauben, dass unser Wert davon abhängt, wie gut wir für andere sorgen, werden wir uns selbst immer wieder verlieren.

 

Der erste Schritt ist zu erkennen: Ich bin nicht egoistisch, wenn ich für mich einstehe. Ich bin ehrlich. Und das ist ein Anfang.

Der Mut, unperfekt zu sein

Was Melanie im Buch erlebt, die Entscheidung, allein zu reisen, sich selbst zuzuhören, sich Fragen zu stellen, das braucht Mut. Denn es bedeutet auch, Gewohntes zu hinterfragen. Muster zu erkennen. Und Verantwortung zu übernehmen. Nicht im Sinne von „alles selbst regeln“. Sondern im Sinne von: Ich höre auf, mich kleinzuhalten.

 

„Mache ich das gerade aus Liebe oder aus Angst?“

Diese Frage, so sagt Sophie, ist ein Schlüssel. Sie hilft, People Pleasing zu entlarven. Und sie hilft, neue Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, die nicht angepasst sind, sondern aufrichtig.

„Ich geh mal meine Gefühle fühlen“ ist ein Satz, der zum Motto werden kann. Für ein neues Selbstverständnis. Für eine neue innere Haltung. Denn Gefühle zu fühlen ist kein Luxus. Es ist notwendig. Wer sie unterdrückt, funktioniert vielleicht. Aber lebt nicht.

 

Der Weg raus aus dem People Pleasing führt nicht über mehr Disziplin. Sondern über

  • mehr Nähe zu dir selbst.
  • Mehr Spüren.
  • Mehr Ehrlichkeit.
  • Und: Übung. Nein sagen will gelernt sein. Grenzen setzen auch.

    Aber der Anfang ist simpel: Hör hin, wenn es eng wird. Und geh nicht drüber.

Für wen ist  „Ich geh mal deine Gefühle fühlen“ ein wichtiges Buch?

  • Für alle, die sich selbst zu oft hinten anstellen.
  • Für Menschen, vor allem Frauen , die ständig funktionieren, helfen, stark sein wollen.
  • Für jene, die spüren, dass sie viel geben, aber sich selbst dabei verlieren.
  • Für alle, die immer Ja sagen und abends nicht mehr wissen, was sie eigentlich selbst gebraucht hätten.
  • Dieses Buch ist für dich, wenn du merkst, dass deine Grenzen oft überschritten werden, auch von dir selbst.
  • Wenn du spürst, dass du dich oft anpasst, um dazuzugehören.
  • Wenn du dich nach mehr Echtheit sehnst, nach dem Mut, einfach du zu sein - mit allem, was dazugehört.

 

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Highlights unseres Gesprächs

  • People Pleasing entlarvt
    Warum es nichts mit Nettsein zu tun hat und viel mit Angst, nicht zu genügen.
  • Gefühle fühlen ist kein Luxus
    Sophie erklärt, warum emotionale Selbstwahrnehmung der Schlüssel für Heilung und Selbstwirksamkeit ist.
  • Kindliche Weisheit trifft innere Wahrheit
    Lola, die Figur im Buch, bringt auf den Punkt, was wir oft vergessen haben und erinnert daran, dass wir längst wissen, was wir brauchen.
  • Vom Funktionieren zum Spüren
    Wie man aufhört, das Leben der anderen zu leben und beginnt, für sich selbst einzustehen.
  • Konkrete Fragen zur Selbstklärung
    Sophie teilt die zentrale Frage, die ihr geholfen hat, alte Muster zu erkennen:
    Mache ich das aus Liebe ... oder aus Angst?

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Daniela Hutter

schreibt, bloggt und hält Seminare zum Thema bewusste Lebensführung. Es ist ihre Passion, alte Tradition mit zeitgemässer Spiritualität zu verbinden. Mit Menschen zu sein bereitet ihr Freude und deshalb bietet sie auch persönliche Coachings an.

 

Als Autorin schreibt Daniela Hutter für verschiedene Zeitschriften. Aktuell arbeitet sie an ihrem nächsten Buch. Bereits erschienen sind die Bücher „Lass deine Träume wahr werden“ (2013) und „Den Tag mit Engeln beginnen“ (2008), „Mach dein Leben hell“ (2015), "Das Yin-Prinzip" (August 2016) sowie das Kartenset „Energien der neuen Zeit“ (2013) und "Karten der Weiblichkeit" (2017).

 

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Impulsgeberin für moderne Frauen

Daniela Hutter weiß was Frauen beschäftigt und kennt die zahlreichen Herausforderungen und Hürden, die das Leben lehrt und der Alltag bietet. Fernab von Dogmen und klassischem Feminismus ermutigt sie in ihrer Arbeit vor allem Frauen in Kontakt mit ihrem wahren FrauSein zu kommen und mutig den eigenen Weg zu gehen. Sie weist den Weg in das Innere und erinnert zugleich daran, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen.



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