Sex nährt das YIN und macht uns glücklich

Daniela Hutter schreibt im YinPrinzip über zeitgemässe Spiritualität und die erwachende Weiblichkeit, erinnert die Frauen an Sisterhood

Diana Richardson ist mir eine wichtige Wegbegleiterin in meinem Ergründen und Forschen der Themen von Weiblichkeit, Frausein, Sexualität. So ist es mir eine große Freude und Ehre, dass sie uns ihre Zeit und ihre Worte schenkt und meine Sichtweise des Yin so wertvoll ergänzt:

 

Diana Richardson im Interview:

 

„Schneller, höher, weiter, sensationeller“, so lautet unser Anspruch. Der Vergleich mit der Olympiade liegt nahe. Auch wenn Sex bislang nicht offiziell zur Disziplin erklärt wurde, hat er sich in unserer Gesellschaft zum Leistungssport entwickelt, von dem wir erwarten, das er all unsere Wunschträume erfüllen soll. Dass jene überhöhten Vorstellungen und unsere wahre Realität im Sex oft auseinander klaffen, zeigt sich auch im wachsenden Interesse an Sexliteratur der Marke „Fast-Food“, die diese Kluft noch verstärkt.

 

„Unser Hunger und unsere Sehnsucht bleiben ungestillt, weil diese Form der Sexualität nicht nährt“, sagt  die Bestsellerautorin und Sexualtherapeutin Diana Richardson. Sie hat ein neues Rezept parat: Slow Sex. Dieser neue Stil des Liebens kann sowohl zur Quelle von Entspannung und Genuss werden als auch die Intimität und Liebe zwischen den Liebenden stärken.

Diana, was beobachtest du in unserer Gesellschaft und ihrer Sexualität?

Wissen wir tatsächlich so wenig über das Wesen der Sexualität?

Wir wissen in der Tat sehr wenig über Sex.

 

Die ursprünglichen weiblichen und männlichen Kräfte in der Welt sind aus dem Ruder geraten sind, weil wir nichts über unsere ursprünglichen sexuellen Energien wissen. 

 

Von seinem Ursprung her ist der Mann extrovertiert und die Frau introvertiert.Unsere gesamte Gesellschaft ist jedoch mit der Zeit immer extrovertierter geworden. Die Frauen mussten oder wollten sich anpassen und haben so den Zugang zu ihren enormen weiblichen Ressourcen verloren. Wir leben in einer sehr männlich-dominierten Welt. Unser gesamtes Denken und Handeln wird davon bestimmt. Es ist daher an beiden – Mann und Frau - die weiblichen Kräfte wiederzubeleben. Das wird dazu führen, dass beide Geschlechter wieder in ihrer natürlichen Energie und Fähigkeit gestärkt werden. 

 

Natürlich lernen wir in der Schule über Sexualität, wie das mit der  Fortpflanzung funktioniert und auch unsere Eltern haben sich zumeist um Aufklärung bemüht. Doch hauptsächlich sind unsere Vorstellungen von Sex im wesentlichen durch Filme und Sex in den Medien geprägt. Wir bekommen ein völlig falsches Bild davon, um was es beim Sex wirklich geht. 

 

Und es wird uns oft einseitig vermittelt, dass es nur einen Weg zu lieben gibt. Sex  hat in unserer Kultur viel mit Sensation, aber wenig mit Sensitivität zu tun hat. 

 

Aus der Sichtweise das Yin-Prinzips ist das sehr "yangiger Sex"

Ja, schneller, weiter, höher, immer mehr, immer Neues und mehr Sensationelles, das ist oft zu beobachten. Diese Form von Sex wird vor allem durch unseren Verstand dominiert. Und dieser bemächtigt sich unseres Körpers.

Die eigentliche Intelligenz des Körpers und seine enorme Kapazität bleiben dabei außen vor. 

Es wird viel Energie aufgebaut, die sich in kurzer Zeit wieder entlädt.

 

Kann "slow Sex" da eine Alternative sein?

Beim Slow Sex ergänzen sich die männlichen und weiblichen Energien. Es geht nicht darum, irgendeiner Vorstellung von Sex zu folgen oder bestimmte Stellungen auszuprobieren. Die Genitalien haben ihre eigene Intelligenz. Bei diesem Stil des Liebens wird die Energie nicht gepuscht. Sie ist wesentlich entspannter, feinsinniger und nährender Natur.

 

Männer und Frauen sind in der konventionellen Vorstellung von Sex gefangen. Dazu gehört auch, dass die Frau glaubt, dem Mann gefallen zu müssen, anstatt auf ihre eigenen körperlichen Signale zu hören. Der weibliche Körper braucht mehr Zeit, um für den Sex warm zu werden. Das ist kein psychologisches Phänomen. Die weibliche Energie ist einfach langsamer als die männliche. Dem kommt dieser neue Stil des Liebens sehr entgegen.  

Der neue Stil des Liebens, also ein "yinischer Sex"?

Ja, denn es geht lediglich darum, bewußt zu sein. Dann werden wir ganz von allein langsamer und nehmen die Signale unseres Körpers wahr. Im konventionellen Sex dreht sich alles um den Orgasmus. Beim Slow Sex spielt der Orgasmus eine eher untergeordnete Rolle.

 

Eventuell braucht es ein wenig "Übung", das Einlassen auf das Neue. Das Problem liegt vorallem darin, dass wir glauben, wir müssten (auch) beim Sex so unheimlich viel tun.  Das Leistungsprinzip erreicht uns auch hier.

 

Sex ist eine Erfahrung. Es lohnt sich, etwas langsamer zu treten und dem Körper das Feld zu überlassen, weil so ein ganz anderes Gefühl zu unserem Gegenüber entstehtUnser Körper ist ein ganz essentieller Teil unseres Selbst. Und schließlich ist ein wichtiger Aspekt des Sex, dass da zwei Körper aufeinander treffen. Das klingt simpel, wird jedoch oft außer acht gelassen, weil wie gesagt der Verstand im Vordergrund steht. Wir haben verlernt, die Intelligenz unseres Körpers ernst zu nehmen. Das zeigt sich z..B.  in Phänomenen wie dem Cybersex, wo sich Sex nur noch im Kopf abspielt. 

Den Tanz der Liebe wählen ..

Und das Lied dazu. Denn wenn zwei Musiker zusammen kommen, nehmen sich beide erst einmal Zeit ihre Instrumente einzustimmen. Und es braucht Zeit, bis sie aufeinander eingespielt sind.  

 

Das erste, was ich meinen Seminarteilnehmern beibringe, ist, dass es bei dieser Art von Sex wichtig ist, zunächst seinen eigenen Körper wahrzunehmen. Beim konventionellen Sex sind wir sehr auf das Außen gerichtet und verlieren den Bezug zu unserm eigenen Körper. Musiker sind in der Regel sehr präsent mit ihrem eigenen Instrument und gleichermaßen sensitiv und rezeptiv für ihre Mitspieler. Sie sind nicht nur auf ihrer Spur, sondern immer auch mit dem anderen verbunden. Man muss aber kein Musiker sein, denn das ist jedem von uns in die Wiege gelegt, wir müssen es nur wiederentdecken.

 

Es ist wichtig sich erst eimal selbst zu spüren. Gut wäre beispielsweise, sich im Tagesverlauf eine Auszeit zu nehmen, um sich von Innen heraus einzustimmen. Dann wird die Begegnung eine andere sein.

Aus der Sicht des Yin-Prinzips geht es in der Sexualität auch um Alchemie ..

Genau, da sind zunächst einmal die unterschiedlichen Pole zwischen Mann und Frau, die letztlich dafür verantwortlich sind, dass wir uns zueinander hingezogen fühlen:

 

Der Mann mit seiner dynamischen Kraft und die Frau mit ihrer rezeptiven Energie.

Wenn beide in ihren Energien angekommen sind, entsteht eine magische Kraft, die tief berührend und sehr kraftspendend ist.

 

In welcher Weise ist "slow Sex" ein anderes Erleben von Sex?

Die  Art und Weise wie Männer (bislang) Sex erleben, ist sehr geprägt durch die Ruhelosigkeit und die Beschleunigung in unserer sehr männlich-dominierten Gesellschaft. Konventioneller Sex ist ruhelos, weil er aufheizt.

 

Zwar wird die Spannung entladen, doch ein Teil der Spannung bleibt als Anspannung im Körper zurück.

Und das ist das Problem. 

 

Sex wird uns dann zur Energiequelle (und nährt das Yin; Anmerkung Daniela) wenn wir uns danach um ein Vielfaches entspannter fühlten, auch weil man  sich von der Vorstellung befreit hat, ständig irgendetwas beim Sex tun zu müssen. Man lernt mit der Zeit einfach nur mal da zu sein, ohne etwas zu tun. Das ist im übrigen das schönste Geschenk, das ein Mann einer Frau machen kann.  Und umgekehrt.

 

"Yinischer Sex" - sind Frauen offener für die neue Weise des Liebens?

Nein, denn im Grunde genommen sind Männer und Frauen durch die konventionelle Art von Sex in die gleiche Falle getappt: Frauen möchten ebenso gefallen und setzen in der Regel alles daran, den Mann „heiß“ zu machen.

 

Umgekehrt steht der Mann im wahrsten Sinne des Wortes unter einem enormen Druck ein guter Liebhaber zu sein. Beide sind oft der Meinung, sie müssten beim Sex eine Performance abliefern. Das konnte ich in meiner 20-jährigen Erfahrung mit Männern und Frauen immer wieder erleben.

 

Beiden Geschlechtern stehen alle Werkzeuge zur Verfügung, um zu einer entspannteren Form von Sex zu finden, die nährt und glücklich macht. 

 

Ist das nicht schwierig, denn schließlich kennen wir ja nur die konventionelle Art Liebe zu machen? Sind wir da nicht zu sehr in unseren Gewohnheiten verhaftet?

Das stimmt, in gewisser Hinsicht sind wir süchtig nach dieser Form zu Lieben. Beim herkömmlichen Sex kommt es immer nur zu einer kurzfristigen Entspannung, die meistens mit der Ejakulation des Mannes einhergeht oder bei der Frau mit hohem Energieaufwand von beiden Seiten zum Orgasmus führen soll.

 

Es ist ein ein Teufelskreis: wir leben in einer immer schneller werdenden Welt, kehren angespannt von der Arbeit, unseren Projekten, den Herausforderungen des Alltags zurück und benutzen den Sex zur Entladung dieser Anspannung.

 

So wird Sex oft zur Quelle zunehmender Frustration und lässt uns unerfüllt zurück.  

 

Sex ist einer der häufigsten Trennungsgründe ...

Routine nimmt uns die Lust und Neugierde auf den Sex, weil wir immer wieder die gleichen mechanischen Rituale wiederholen.

 

Man sollte die Sache mit dem Sex nicht verbissen zu sehen und Humor walten zu lassen. Beim Sex passieren manchmal die komischsten Sachen und es ist hilfreich, wenn man dann vorallem über sich selbst lachen kann. Das erleichtert vieles. Sex ist alles andere als eine ernste Angelegenheit.

 

Wäre Slow Sex eine neue Möglichkeit unser Leben zu entschleunigen?

Allem voran, es geht um nichts Neues, es gibt weder Regeln noch Anleitung und es geht um Bewusstheit.

 

Slow Sex ist ein Stil Sex zu machen. Und dieser lässt sich auf jede Form der sexuellen Begegnung anwenden. Wenn die Frau in ihrer rezeptiven Energie ist, dann fühlt sich der Mann geradezu eingeladen und es entsteht Raum für dieses magische Zusammenspiel, dem Geheimnis, das dem Sex innewohnt.

 

Der entscheidende Unterschied bei dieser Form von Sex ist, dass wir lernen die Energie zu halten, frei von dem Zwang eines Gipfelerlebnis. Wenn der Orgasmus kommt,  gut, wenn nicht, auch gut. Und das ist so heilsam. Die Vitalität bleibt im Körper und steht uns somit auch im Alltag zur Verfügung. 

 

Es geht nicht darum, was wir tun, sondern wie wir es tun. Im konventionellen Sex läuft vieles sehr mechanisch ab. Beim Slow Sex haben wir nach wie vor die gleichen Möglichkeiten, doch wir sind langsamer, spüren den Dingen, die in unserem Körper passieren nach und sind mehr im Hier und Jetzt.

 

In dem Moment, in dem man seine Aufmerksamkeit gezielt auf etwas richtig, erlebt man es bewußt.

So einfach ist das!

 

Mehr Liebe im Sex heißt für mich jetzt auch mehr Liebe im Leben?

In der Tat. Wenn man bewußt ist, fühlt man einfach mehr Liebe und man wird auch liebesfähiger.

Diese Magie wirkt sich auf unser Leben und sogar die  banalsten Dinge im Alltag aus. 

 

Gibt es einen abschließenden Tipp für das Sexualleben der Leser?

Slow Sex ist einfach eine neue Möglichkeit, Sex zu machen. Wir sind frei zu entscheiden, wie wir Liebe machen wollen. Ich rate auch meinen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern nicht dogmatisch zu werden und mit dem neuen Stil des Liebens zu experimentieren.

 

Es ist ein Abenteuer. Ich selbst hatte nie die Absicht Bücher über dieses Thema zu schreiben oder Seminare zu geben. Ich habe einfach bei mir selbst angefangen, Neues ausprobiert, wieder nach neuen Informationen gesucht und diese wieder ausprobiert.

 

Und es ist und bleibt eine lebenslange Entdeckungsreise für mich.  

 

 

 

Aus ganzem Herzen ...... DANKE ... für all deine Weisheit, liebe Diana

(c) copyright, auch auszugsweise ausschließlich unter der vorgegebenen vollständigen Quellenangabe

Fotocredit: shutterstock_213149464 Kotin


Diana Richardson:

Diana Richardson, Sexualtherapeutin und Autorin der Bestseller „Zeit für Liebe“ und „Zeit für Weiblichkeit“ ist gebürtige Südafrikanerin und machte ihren Abschluss in Jura an der Universität Natal, in Durban, Südafrika, bevor sie sich ganz der Erforschung der Sexualität und Meditation widmete. In ihre Arbeit fließt das Wissen der uralten indischen und chinesischen Philosophien ebenso wie moderne sexualwissenschaftliche Erkenntnisse ein.

Die Essenz ihrer Lehre liegt in den einfachen und wirkungsvollen Schlüsseln der Liebe, die zeigen, wie Sex zum heilenden und kraftspendenden Instrument der Liebe wird. Dies hat sie in ihren bisherigen Büchern ausführlich erläutert.

Seit 1993 leitet Diana Richardson, zusammen mir ihrem Mann Michael Richardson, die „Making-Love-Retreats“. Sie gehören zu den führenden Experten auf dem Gebiet der Sexualität. Ihre zahlreichen Bücher über ein neues Verständnis von Sexualität sind in mehreren Sprachen verlegt. Beiden ist es ein Anliegen, eine Alternative zum konventionellen Sex aufzuzeigen, die unserer Natürlichkeit entspricht und uns mehr Liebe und ein erfülltes Sexualleben schenkt.

 

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