
„So schlimm ist es bei mir nicht.“
„Das betrifft mich eigentlich nicht wirklich.“
„Ich komme schon klar.“
Kennst du diese Sätze? Vielleicht hast du sie selbst schon gesagt oder gedacht. Sie klingen harmlos, fast vernünftig. Und doch steckt in ihnen ein Muster, das viele von uns Frauen, besonders jenseits der 45, unbewusst leben: das beständige Kleinreden unserer eigenen Bedürfnisse, Sehnsüchte und manchmal sogar unseres Schmerzes.
Die Kunst des Verdrängens, die wir alle beherrschen
Es ist eine Fähigkeit, die wir über Jahrzehnte perfektioniert haben: Funktionieren, auch wenn es innerlich schmerzt. Bedürfnisse zurückstellen, bis sie verstummen. Unangenehme Gefühle wegschieben, bis wir sie selbst nicht mehr wahrnehmen.
Wir sind Meisterinnen darin geworden, uns selbst zu beschwichtigen:
- „Andere haben es viel schwerer.“
- „Ich sollte dankbar sein für das, was ich habe.“
- „In meinem Alter sollte ich nicht mehr so viel erwarten.“
Diese Sätze sind nicht per se falsch, und doch dienen sie oft als Schutzschild. Ein Schutzschild gegen die Wahrheit, die dahinter liegt: Dass wir tiefe Sehnsüchte in uns tragen. Dass wir uns manchmal leer, unerfüllt oder nicht gesehen fühlen. Dass wir ahnen: Da wäre noch mehr möglich. Da will etwas gelebt werden: das eigene FrauSein, unsere Weiblichkeit in ihrer Tiefe.
Weiblichkeit leben heißt, nicht mehr zu verdrängen
Dieses ständige Zurücknehmen ist nicht nur persönliches Verhalten, es ist Ausdruck einer kollektiven Prägung: Viele Frauen haben nie gelernt, ihre Weiblichkeit bewusst zu leben.
Stattdessen dominieren Funktionieren, Kümmern, Anpassen. Dabei liegt gerade im Yin-Prinzip, der weiblichen Kraft des Seins, des Spürens, des Empfangens ein Schlüssel zur Heilung.
Die trügerische Komfortzone der „Nicht-so-schlimm“-Zone
Es gibt einen Grund, warum wir so hartnäckig an unseren Vermeidungsstrategien festhalten. Die Wahrheit ist: Es ist bequem. Es fühlt sich sicherer an, im Bekannten zu verharren als ins Ungewisse aufzubrechen.
- Was wäre, wenn wir wirklich hinschauen würden?
- Wenn wir uns eingestehen müssten, dass wir uns in manchen Bereichen unseres Lebens seit Jahren anpassen?
- Dass wir wichtige Teile unseres Wesens nicht leben? Dass wir manchmal mehr funktionieren als wirklich lebendig sind?
Gerade in der Lebensmitte, oft rund um die Wechseljahre, ist es essenziell, innezuhalten und sich zu fragen:
- Wie will ich mein FrauSein weiter gestalten?
Das Yin-Prinzip lädt uns ein, Raum zu schaffen für Reflexion, Intuition und ein Leben, das sich nach innen ausrichtet, nicht nur nach außen.
Selbstsabotage, ein subtiles Gift
„Ich hab das Problem nicht“, dieser Satz erscheint auf den ersten Blick wie ein Zeichen von Stärke oder Resilienz. Doch oft ist er ein versteckter Akt der Selbstsabotage.
Warum?
Weil er uns davon abhält, genauer hinzuschauen. Weil er verhindert, dass wir uns mit unseren wahren Bedürfnissen auseinandersetzen. Weil er uns in einem Zustand der „scheinbaren Zufriedenheit“ hält, während tief in uns eine Stimme flüstert: Es könnte anders sein. Du könntest mehr fühlen, mehr erleben, mehr sein.
Die bittere Ironie: Oft erkennen wir unsere Muster erst dann, wenn der Körper streikt, wenn Beziehungen zerbrechen oder wenn die innere Leere so groß wird, dass sie nicht mehr zu überhören ist.
Dabei beginnt echte Veränderung nicht im Schmerz, sondern in der Bewusstheit und im weiblichen Spüren.
Der Wendepunkt ist, wenn Ehrlichkeit zur Befreiung wird
Es braucht Mut, sich selbst wirklich zu begegnen. Nicht um Probleme zu suchen, wo keine sind sondern um ehrlich wahrzunehmen, was ist. Um die leisen Stimmen der Sehnsucht nicht länger zu überhören. Um weibliche Selbstfürsorge nicht mehr nur als Wellness zu betrachten, sondern als bewusste Entscheidung für ein Leben in Verbindung mit dir selbst.
Das ist die Einladung, dich nicht länger nur um andere zu kümmern sondern dich selbst zur Priorität zu machen. Es ist der Moment, in dem du dein Yin bewusst stärkst: indem du still wirst, spürst, zulässt .. und dir selbst begegnest.
Vielleicht fragst du dich jetzt:
- Wann habe ich mich das letzte Mal wirklich gespürt mit all meinen Wünschen, Bedürfnissen und Grenzen?
- Was will ich mir vielleicht nicht eingestehen, weil es zu unbequem wäre?
- Wo spüre ich schon lange, dass es anders werden darf in meinen Beziehungen, meiner Arbeit, meinem Verhältnis zu mir selbst?
Diese Fragen zu stellen bedeutet nicht, dass „alles schlimm“ ist. Es bedeutet, dass du anfängst, dich selbst ernst zu nehmen. Dass du beginnst, deiner inneren Stimme zu lauschen, statt sie zu übertönen.
Der Weg zur Selbstermächtigung beginnt mit einer Entscheidung
Der entscheidende Satz lautet nicht: „Ich habe ein Problem.“ Sondern: „Ich bin es mir wert.“
Es ist die Entscheidung, deine eigene Entwicklung nicht länger aufzuschieben. Nicht zu warten, bis der Leidensdruck so groß wird, dass du keine Wahl mehr hast. Sondern jetzt zu handeln aus der Kraft der Bewusstheit und der Verbindung mit deiner weiblichen Essenz.
Veränderung geschieht nicht von allein.
Sie beginnt mit einer Entscheidung:
- Ich nehme mich wichtig.
- Ich höre auf meine innere Stimme.
- Ich erlaube mir, meine wahren Bedürfnisse zu spüren .. und ihnen zu folgen.
Empfehlung
Der Weg des Yin zur nachhaltigen Energie
Vielleicht spürst du jetzt ein leichtes Unbehagen. Eine kleine Unruhe. Ein Gefühl von: Da ist etwas Wahres dran.
Das ist gut. Es ist der Ruf deiner Seele. Der Beginn einer Reise zurück zu dir selbst.
Du musst diesen Weg nicht alleine gehen. Es ist keine Schwäche, sich Unterstützung zu holen, es ist ein Zeichen von Klugheit und gelebter weiblicher Spiritualität. Manchmal braucht es den Blick von außen, um die eigenen blinden Flecken zu erkennen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Die Frage ist nicht, ob du „schlimme“ Probleme hast.
Die Frage ist: Bist du bereit, dich auf den Weg zu machen zu mehr Authentizität, mehr Lebendigkeit, mehr Du?
Die Entscheidung liegt bei dir. Jeden Tag aufs Neue.
Unbewusste Glaubenssätze, die Frauen zurückhalten
Viele unserer Entscheidungen entstehen nicht aus dem bewussten Denken, sondern aus inneren Überzeugungen, die wir im Laufe unseres Lebens übernommen haben. Oft sind es Sätze, die tief in uns wirken, ohne dass wir sie je hinterfragt haben. Sie stammen aus unserer Erziehung, aus gesellschaftlichen Erwartungen oder aus den Rollenbildern, die wir über Generationen hinweg beobachtet und verinnerlicht haben.
Gerade wir Frauen neigen dazu, uns zurückzunehmen, leise zu sein, stark zu wirken auch wenn es in uns ganz anders aussieht. Diese inneren Glaubenssätze halten uns oft davon ab, unsere Bedürfnisse ernst zu nehmen, Veränderungen zu wagen und unseren eigenen, weiblichen Weg zu gehen.
Hier findest du eine Auswahl typischer unbewusster Glaubenssätze, die viele Frauen, besonders ab der Lebensmitte, in ihrem Wachstum bremsen. Vielleicht erkennst du dich in dem einen oder anderen wieder.
- Ich darf nicht so viel brauchen.
- Meine Bedürfnisse sind nicht so wichtig wie die der anderen.
- Ich darf erst für mich sorgen, wenn alles andere erledigt ist.
- Ich bin zu empfindlich.
- Ich übertreibe sicher wieder.
- So schlimm ist es doch gar nicht.
- Ich komme eh ganz gut klar.
- Anderen geht es schlechter.
- Ich muss das alleine schaffen.
- Ich sollte dankbar sein, wie es ist.
- Ich will niemandem zur Last fallen.
- Ich will nicht egoistisch sein.
- Ich will nicht kompliziert wirken.
- Ich darf nicht anecken.
- Ich darf nicht zu viel sein.
- Ich darf keine Schwäche zeigen.
- Wenn ich Hilfe brauche, bin ich nicht gut genug.
- Ich sollte das im Griff haben.
- Ich muss funktionieren.
- Ich weiß eh nicht, was ich will.
- Ich bin zu alt, um nochmal etwas zu verändern.
- Es bringt ja eh nichts.
- Ich hab schon so viel probiert.
- Ich hab keinen Grund, mich zu beschweren.
Affirmationen für deinen Weg zurück zu dir
Jeder Glaubenssatz, der uns klein hält, kann durch einen neuen, kraftvollen Gedanken ersetzt werden. Affirmationen sind liebevolle Impulse, die dein Inneres daran erinnern, was bereits in dir angelegt ist: Würde, Weisheit, Weiblichkeit.
Lies sie langsam. Spüre nach. Nimm die Worte wie einen inneren Balsam. Vielleicht gibt es eine Affirmation, die dich heute besonders berührt. Nimm sie mit in deinen Tag wie einen leisen Begleiter auf deinem Weg zurück zu dir selbst.
- Ich darf Bedürfnisse haben ... und sie zählen genauso wie die der anderen.
- Ich bin nicht zu viel. Ich bin genau richtig.
- Ich darf mich selbst wichtig nehmen, liebevoll und klar.
- Ich darf sichtbar sein in meiner Wahrheit, mit meiner Sehnsucht.
- Ich muss es nicht alleine schaffen. Ich darf Unterstützung annehmen.
- Es ist sicher, ehrlich mit mir selbst zu sein.
- Ich darf neue Wege gehen, auch wenn ich noch nicht alle Antworten kenne.
- Ich wähle ein Leben, das mir gut tut. Schritt für Schritt.
- Ich bin es wert, gehört und gesehen zu werden .. auch von mir selbst.
- Ich darf loslassen, was mich klein hält und mich für mein inneres Wachstum entscheiden.
Die Podcastfolge zum Thema:
verfügbar auf itunes,
spotify, soundcloud ... oder hier:
Wenn dir das Gespräch gefällt, schenk uns doch ⭐⭐⭐⭐⭐ und abonniere den Kanal, bzw. teile das Gespräch in die internette Welt. Vielen Dank.
(c) copyright, auch auszugsweise ausschließlich unter der vorgegebenen vollständigen Quellenangabe
Fotocredit: joerghaeken; canva

Daniela Hutter
schreibt, bloggt und hält Seminare zum Thema bewusste Lebensführung. Es ist ihre Passion, alte Tradition mit zeitgemässer Spiritualität zu verbinden. Mit Menschen zu sein bereitet ihr Freude und deshalb bietet sie auch persönliche Coachings an.
Als Autorin schreibt Daniela Hutter für verschiedene Zeitschriften. Aktuell arbeitet sie an ihrem nächsten Buch. Bereits erschienen sind die Bücher „Lass deine Träume wahr werden“ (2013) und „Den Tag mit Engeln beginnen“ (2008), „Mach dein Leben hell“ (2015), "Das Yin-Prinzip" (August 2016) sowie das Kartenset „Energien der neuen Zeit“ (2013) und "Karten der Weiblichkeit" (2017).
» Mehr Info zu Daniela Hutters Büchern
Impulsgeberin für moderne Frauen
Daniela Hutter weiß was Frauen beschäftigt und kennt die zahlreichen Herausforderungen und Hürden, die das Leben lehrt und der Alltag bietet. Fernab von Dogmen und klassischem Feminismus ermutigt sie in ihrer Arbeit vor allem Frauen in Kontakt mit ihrem wahren FrauSein zu kommen und mutig den eigenen Weg zu gehen. Sie weist den Weg in das Innere und erinnert zugleich daran, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen.
Kommentar schreiben