Ein Brauch der Rauhnächte, der sich in den vergangenen Jahrzehnten etwas verloren hat, ist das Erwecken einer Rose von Jericho.
Die Rose von Jericho wächst in den Wüsten von Israel und ist eine einzigartige
Pflanze. Im botanischen Sinne ist sie natürlich keine Rose, der Name kommt vielmehr daher, als dass man früher allen Pflanzen, die man als
wertvoll erachtete, den Namen "Rose" verliehen hat.
Nach der Blüte stirbt die Pflanze ab, wobei sie ihre Ästchen kugelförmig über den Samenständen
zusammenfaltet, um sie vor den Vögeln zu schützen. Beim nächsten Regen öffnet sich die Pflanze wieder und gibt die Samen frei, eine neue Wuchs-phase
beginnt. Da man die Pflanze immer wieder zum Leben erwecken kann, wird sie auch Auferstehungspflanze genannt. Die Rose von Jericho scheint somit den Tod zu überwinden – welch schönes
Bild und Symbol für Wintersonnwende und Weihnachtszeit, daher kommt aus auch, dass man gerade zu Weihnachten und an Ostern die Rose erblühen lässt.
Die mystische, scheinbar unsterbliche Rose von Jericho wird als heilige Pflanze verehrt. Sie wird schon in der Bibel erwähnt. Als die Jungfrau Maria von Nazareth nach Ägypten floh, soll sie die Pflanze gesegnet und ihr so ewiges Leben gegeben haben.
Allerlei Geschichten ranken sich um die Rose von Jericho, in Glaube und Aberglaube spielt sie eine Rolle, insbesondere aber auch im Brauchtum früherer Zeiten und den oft daraus entstandenen Mythen.
Im späten Mittelalter haben Hebammen die Rose von Jericho an das Wochenbett gestellt. Es sollte die Geburt erleichtern, wenn beim Einsetzen der Wehen die Rose von Jericho gewässert wurde. Beim Erblühen sollte dann das Kind das Licht der Welt erblicken. Diese Rose von Jericho wurde dem neuen Erdenbürger geschenkt. Noch heute ist es so, dass Beduinenfrauen, diese Pflanze mit sich tragen, wenn sie schwanger werden und in unseren Gegenden ist es v.a. in alternativn Geburtshäusern wieder der Brauch die Rose der werdenden Mutter und dem neugeborenen Kind zu schenken.
Wer sie besaß, sollte Glück, Gesundheit, hohes Alter und Reichtum erleben und stets von Allem genug haben. Wenn man das täglich zu wechselnde Wasser der Pflanze im Haus versprühte, beseitigte es angeblich alles Böse und brachte Frieden. Und wurde die Pflanze über einen Menschen gehalten, so entzog sie ihm - so glaubt man - alle negative Energie. Früher wurde die Rose von Jericho häufig von der einen Generation an die nächste Generation weitervererbt.
Im Osten pflegte man in alten Zeiten, als Zeichen des Glaubens an ein ewiges Leben, die Auferstehung von den Toten, in die Särge und Gräber die Rose von Jericho zu legen.
Und noch heute ist es dort und da in manchen Gegenden der Brauche, die Pflanze über Generationen weiter zu geben. Man erhofft sich von ihr den Schutz des Anwesens, seiner Bewohner und der gesamten Stammlinie. Unter des Bett gestellt, soll sie das Einschlafen fördern und dem Menschen einen guten, genesenden Schlaf bringen.
mich selbst fasziniert das Bild so sehr - hier die Geburt Jesu - der für mich auch als "Licht" steht, das uns Menschen vom Himmel angeboten wird. Und da die Rose, als Bildnis für Wiedergeburt und
das immerwiederkehrende Leben. Wie schön zu sehen, wie sich die Geschichten ergänzen und der Kreis schließt.
Und auch als Frau und meiner Arbeit für und mit den Frauen berührt es noch einmal mehr mein Herz - die Rose, die von Mutter Maria gesegnet ist, und uns Frauen bei der Geburt begleitet.
Und wenn wir die Begrifflichkeit "Geburt" nochmals in eine andere Ebene setzen, lösen von jener eines Kindes, so ist die Rose von Jericho wohl auch begleitende Blume der "Wiedergeburt der Frau
selbst" und Hüterin des Glücks.
So reiche ich dir an dieser Stelle den Impuls zur Reflektion:
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in welchen Bereichen des Lebens fühlst du "die große Kraft des Lichtes" als dass es in dir zu (d)einer Wiedergeburt kommen darf?